WHO KILLED ARNIE ?
1.AKT
Der Spielbereich besteht aus zwei Räumen. Der eine nobel, prunkvoll,
der andere eher durchschnittlich. Die Räume können durchaus
ohne deutlicher Abgrenzung in einander übergehen. Verdunkelung,
sowohl auf der Bühne, als auch im Publikumsraum. Volksfestlärm
- Schüsse - Stille - Geschrei. Wieder Licht. Eine Frau um die
50 putzt sich durch beide Zimmer. Es ist Frau Maria, die Haushälterin.
Sie spricht dabei.
Maria: Daß es so was gibt ... nein wirklich ... ja daß
es so was gibt ... aber es hat ja ... nein es ist schrecklich ...
einfach ein Wahnsinn ... so was hats ja noch nie ... aber ich habs
n Peter immer gesagt ... einfach kein gutes Gefühl ... nein,
nein es ist schrecklich ... nicht einmal denken, hab ich dem Peter
gesagt, ja nicht einmal denken ... daß es so etwas gibt ...
so etwas hats ja doch noch nie ... so einer is ja ohne Schutz schließlich
und endlich, hat der Peter gsagt ... ohne Schutz ganz und gar, man
muß sich das einmal vorstellen ... nein es ist unvorstellbar
... ganz ohne Schutz, ja ja und aus is es ... so schauts aus ...
da Herrgott gibt, da Herrgott nimmt ... eine Schande ... daß
es so was gibt ... ganz ohne Schutzengerl ... meine Herrn ... ohne
Schutzengerln ... unsereins kann das natürlich nicht passieren,
das sind dann halt so die Gefahren, denen man sich ausliefert, wenn
man ... eine Tragödie, eine Schande für die ganze Stadt,
werdens schreiben ... meine Herrn ... daß es so etwas gibt
... ganz wehrlos soll er gewesen sein ... man soll ja völlig
überrascht gewesen sein, auf einen Menschen loszugehen, der
niemandem etwas getan hat ... einfach erschießen, na so was
grausliches ... aus dem Hinterhalt, ja ja, er hätt nicht mehr
kommen sollen ... aber die Erna Flitz Flieder hat immer gsagt, er
hats ja auch provoziert ... und wo die Flitz Flieder recht hat,
da hat sie schon recht, die Flitz Flieder ... aber eine Tragödie
halt ... erspart bleibt unsereinem ja nichts ... wenn ich da mein
Rock abputz ... aufkehrn muß ichs dann auch wieder ... es
ist einfach sehr schrecklich, das schon ... ja ja ... drei Schüsse
haben ihn getroffen ... ein Heckenschütze ... da Herrgott gibt
der Herrgott nimmt ... daß es so was ... das laßt sich
das Volk nicht gefallen, ein Leben lang, hat die Erna Flitz Flieder
gsagt, reicht ja schon der Stadionname, und der Ehrenring noch dazu,
so die Fliz Flieder ... eine gscheite Frau auch noch die Flitz Flieder
... was hat die schon in Häusern putzt ... und jetzt im Gemeindebau,
hat halt auch nie den Mund ghalten, die Flitz Flieder, in keinen
wichtigen Häusern mehr, zum Putzen, die Flitz Flieder ... aber
muß denn alles immer alles so passiern was gsagt wird, das
ist ja schon was schreckliches ... und für ihn halt auch nicht
angenehm ... ja ja, es muß halt schon immer was vorangegangen
sein ... und eingeladen hat ihn ja die Politik, und nicht das Volk,
sagt die Flitz Flieder, für den feierns die Feste, und unsereins
verliert die Arbeit! Sagt die Flitz Flieder ... immer nur Feste
für einen Menschen der nicht einmal deutsch mehr, noch englisch
schon kann, wird behauptet ... und unser Erzherzog Johann muß
auf den Grießplatz verschwinden ... leise zu den Huren ...
ein herzensguter Mensch der Herzog, der hat das ja auch nicht verdient
... da Herzog auf den Grießplatz, der eine Bürgerliche
geheiratet hat ... na es ist eine Schande ... der hat zum Herz geheiratet,
und als Dank stellns ihn zu den Nutten ... das war zu viel hat die
Flitz Flieder gsagt ... heute gleich nach der Nachricht im Radio
angerufen, die Flitz Flieder ... eigentlich eine Rießenschweinerei,
weil man muß sich das ja einmal vorstellen: Unsereins kann
auch nicht sein, sein ich weiß nicht was auf dem Hauptplatz
aufstellen, und das Volk hat ihn ja auch nicht gerufen! ... jetzt
habens den Scherm auf, die Damen und Herrn in der Politik, und jetzt
sollns schaun, wies da wieder rauskommen! Und recht gschiets ihnen!
... unsereins hat ihn a nicht laufend eingladen und auf die Zeitung
raufphotographiert ... das war dann schon, ich weiß nicht
wie ich ... aber unsereins bleibt schon fast die Luft weg, und der
grinst immer breiter! Aufdringlich, genau so war das, so heißt
das Wort. Aufdringlich! ... und am nächsten Tag dann immer
im Fernsehn, "ein streng geheimer Besuch" habens gesagt
... so geheim, daß alle richtigen Medien dort waren ... alle
richtigen Persönlichkeiten ... und gfressen und gsoffen habens
um unser Geld ... na ja ... es ist halt schon so ... er ist ausgewandert,
dann soll er auch ausgewandert bleiben, sagt die Flitz Flieder ...
unsereins geht auch net nach Rußland zurück, und zeigt
die Goldzähn her ... so was macht man halt nicht ... und vom
Täter keine Spur ... die Russenmafia, oder das Polaken-Gsindl
sagt die Flitz Flieder ... eine Gefahr aus dem Osten halt ... es
ist ja so grausam alles ... was für ein Unglück das Ganze
nur ist ... eine neue linke Terrororganisation schreibt die Zeitung
... er hätt nix kommen sollen, das war keine gute Idee ...
Geräusche, Maria flüsternd ... aber man darf ja nix zu
laut sagen, die Herrschaft und die Gnädigste sind sehr mitgenommen
... was für ein Verlust, hab ich sie reden gehört ...
und daß ab jetzt alles schwerer werden wird ... eine grausame
Tat ... aber nicht ohne Grund! Recht gschiets ihm schon, sagt die
Flitz-Flieder!
Tritt schnell ab
Zwei Männer betreten den fürstlichen Raum, nehmen im Gespräch
Platz, es sind die Herrschaft, der Hausherr Arnold also, ein Politiker,
und der Präsident Rudolf, der Polizeipräsident. Ein dritter
Mann steht im Hintergrund, es ist Peter, der Diener, Mann für
alle Zwecke, so auch als Gemahl von Maria. Er tritt nur in den Vordergrund
um Alkohol nachzuschenken, und mit einer geschickten Bewegung die
Aschenbecher zu wechseln.
<< Zurück zur Übersicht
|