Martin G. Wanko
^ Chinese Rock ^  



WHO KILLED ARNIE ?

1.AKT

Der Spielbereich besteht aus zwei Räumen. Der eine nobel, prunkvoll, der andere eher durchschnittlich. Die Räume können durchaus ohne deutlicher Abgrenzung in einander übergehen. Verdunkelung, sowohl auf der Bühne, als auch im Publikumsraum. Volksfestlärm - Schüsse - Stille - Geschrei. Wieder Licht. Eine Frau um die 50 putzt sich durch beide Zimmer. Es ist Frau Maria, die Haushälterin. Sie spricht dabei.

Maria: Daß es so was gibt ... nein wirklich ... ja daß es so was gibt ... aber es hat ja ... nein es ist schrecklich ... einfach ein Wahnsinn ... so was hats ja noch nie ... aber ich habs n Peter immer gesagt ... einfach kein gutes Gefühl ... nein, nein es ist schrecklich ... nicht einmal denken, hab ich dem Peter gesagt, ja nicht einmal denken ... daß es so etwas gibt ... so etwas hats ja doch noch nie ... so einer is ja ohne Schutz schließlich und endlich, hat der Peter gsagt ... ohne Schutz ganz und gar, man muß sich das einmal vorstellen ... nein es ist unvorstellbar ... ganz ohne Schutz, ja ja und aus is es ... so schauts aus ... da Herrgott gibt, da Herrgott nimmt ... eine Schande ... daß es so was gibt ... ganz ohne Schutzengerl ... meine Herrn ... ohne Schutzengerln ... unsereins kann das natürlich nicht passieren, das sind dann halt so die Gefahren, denen man sich ausliefert, wenn man ... eine Tragödie, eine Schande für die ganze Stadt, werdens schreiben ... meine Herrn ... daß es so etwas gibt ... ganz wehrlos soll er gewesen sein ... man soll ja völlig überrascht gewesen sein, auf einen Menschen loszugehen, der niemandem etwas getan hat ... einfach erschießen, na so was grausliches ... aus dem Hinterhalt, ja ja, er hätt nicht mehr kommen sollen ... aber die Erna Flitz Flieder hat immer gsagt, er hats ja auch provoziert ... und wo die Flitz Flieder recht hat, da hat sie schon recht, die Flitz Flieder ... aber eine Tragödie halt ... erspart bleibt unsereinem ja nichts ... wenn ich da mein Rock abputz ... aufkehrn muß ichs dann auch wieder ... es ist einfach sehr schrecklich, das schon ... ja ja ... drei Schüsse haben ihn getroffen ... ein Heckenschütze ... da Herrgott gibt der Herrgott nimmt ... daß es so was ... das laßt sich das Volk nicht gefallen, ein Leben lang, hat die Erna Flitz Flieder gsagt, reicht ja schon der Stadionname, und der Ehrenring noch dazu, so die Fliz Flieder ... eine gscheite Frau auch noch die Flitz Flieder ... was hat die schon in Häusern putzt ... und jetzt im Gemeindebau, hat halt auch nie den Mund ghalten, die Flitz Flieder, in keinen wichtigen Häusern mehr, zum Putzen, die Flitz Flieder ... aber muß denn alles immer alles so passiern was gsagt wird, das ist ja schon was schreckliches ... und für ihn halt auch nicht angenehm ... ja ja, es muß halt schon immer was vorangegangen sein ... und eingeladen hat ihn ja die Politik, und nicht das Volk, sagt die Flitz Flieder, für den feierns die Feste, und unsereins verliert die Arbeit! Sagt die Flitz Flieder ... immer nur Feste für einen Menschen der nicht einmal deutsch mehr, noch englisch schon kann, wird behauptet ... und unser Erzherzog Johann muß auf den Grießplatz verschwinden ... leise zu den Huren ... ein herzensguter Mensch der Herzog, der hat das ja auch nicht verdient ... da Herzog auf den Grießplatz, der eine Bürgerliche geheiratet hat ... na es ist eine Schande ... der hat zum Herz geheiratet, und als Dank stellns ihn zu den Nutten ... das war zu viel hat die Flitz Flieder gsagt ... heute gleich nach der Nachricht im Radio angerufen, die Flitz Flieder ... eigentlich eine Rießenschweinerei, weil man muß sich das ja einmal vorstellen: Unsereins kann auch nicht sein, sein ich weiß nicht was auf dem Hauptplatz aufstellen, und das Volk hat ihn ja auch nicht gerufen! ... jetzt habens den Scherm auf, die Damen und Herrn in der Politik, und jetzt sollns schaun, wies da wieder rauskommen! Und recht gschiets ihnen! ... unsereins hat ihn a nicht laufend eingladen und auf die Zeitung raufphotographiert ... das war dann schon, ich weiß nicht wie ich ... aber unsereins bleibt schon fast die Luft weg, und der grinst immer breiter! Aufdringlich, genau so war das, so heißt das Wort. Aufdringlich! ... und am nächsten Tag dann immer im Fernsehn, "ein streng geheimer Besuch" habens gesagt ... so geheim, daß alle richtigen Medien dort waren ... alle richtigen Persönlichkeiten ... und gfressen und gsoffen habens um unser Geld ... na ja ... es ist halt schon so ... er ist ausgewandert, dann soll er auch ausgewandert bleiben, sagt die Flitz Flieder ... unsereins geht auch net nach Rußland zurück, und zeigt die Goldzähn her ... so was macht man halt nicht ... und vom Täter keine Spur ... die Russenmafia, oder das Polaken-Gsindl sagt die Flitz Flieder ... eine Gefahr aus dem Osten halt ... es ist ja so grausam alles ... was für ein Unglück das Ganze nur ist ... eine neue linke Terrororganisation schreibt die Zeitung ... er hätt nix kommen sollen, das war keine gute Idee ... Geräusche, Maria flüsternd ... aber man darf ja nix zu laut sagen, die Herrschaft und die Gnädigste sind sehr mitgenommen ... was für ein Verlust, hab ich sie reden gehört ... und daß ab jetzt alles schwerer werden wird ... eine grausame Tat ... aber nicht ohne Grund! Recht gschiets ihm schon, sagt die Flitz-Flieder!

Tritt schnell ab

Zwei Männer betreten den fürstlichen Raum, nehmen im Gespräch Platz, es sind die Herrschaft, der Hausherr Arnold also, ein Politiker, und der Präsident Rudolf, der Polizeipräsident. Ein dritter Mann steht im Hintergrund, es ist Peter, der Diener, Mann für alle Zwecke, so auch als Gemahl von Maria. Er tritt nur in den Vordergrund um Alkohol nachzuschenken, und mit einer geschickten Bewegung die Aschenbecher zu wechseln.

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